Energiewelten: Wie werden wir all den Strom dereinst speichern?

Immer mehr Strom aus dezentraler Produktion ist eine Herausforderung für unsere Netze. Zuverlässige Speicher sind zentral, damit die Energiewende gelingen kann. Doch welche Ansätze gibt es und was meint der VSE zum Thema? Ein Überblick mit Einschätzung.
19.07.2019

Energie für ganz Deutschland: Am sonnigen und windreichen Ostermontag 2019 wurden bei unserem Nachbarn teilweise bis 52 Gigawattstunden Strom aus Erneuerbaren erzeugt, laut Aussagen von E.ON. Die Stromnachfrage betrug dagegen maximal 49,5 Gigawattstunden, so das Unternehmen weiter. Also konnte der komplette deutsche Stromverbrauch in den Peakstunden durch Strom aus regenerativen Energien gedeckt werden. Eine märchenhafte Situation. Doch sie ist nicht die Regel. Zudem stellt die fluktuierende Erzeugung aus Wind und Sonne den Markt und das Netz bisweilen auf eine harte Probe. Im Fall von Überproduktion fallen die Strompreise ins Minus und überschüssige Elektrizität wird «vernichtet». Herrscht Windflaute und düsteres Wetter, steht wiederum viel zu wenig Strom aus Erneuerbaren bereit. Zur Lösung beitragen können Speicher. Doch die Anforderungen an geeignete Speicher sind hoch. Sie sollten Energie stündlich-, tages-, wochen- oder saisonal ausgleichen, eine hohe Leistung bieten, geringe Energieverluste aufweisen und nicht zuviel kosten.

Mehrere zentrale Ansätze – und noch keine Patentlösung
- Österreich und die Schweiz sind die «Wasserschlösser» Europas. Ganze 60% unserer Stromproduktion verdanken wir dieser wertvollen Ressource. Pumpspeicherkraftwerke als Speicher pumpen dann Wasser in ihren Stausee, wenn die Netzbelastung gering und die Strompreise tief sind. In Zeiten hoher Nachfrage kann dieses Wasser wieder turbiniert werden – der benötigte Strom steht bereit. Der VSE geht davon aus, dass auch im Jahr 2035 Pumpspeicher den grössten Anteil an unseren Speichertechnologien ausmachen werden. Allerdings reichen sie nicht aus. Das Ausbaupotenzial unserer Wasserkraft ist begrenzt.

- Batteriespeicher werden in rasantem Tempo leistungsfähiger und günstiger. Bis 2030 dürften die Kosten nochmals um 50-66% fallen. Ihre rohstoff- und energieintensive Herstellung ist allerdings umstritten. Und aktuell wären Batterien, die Strom für mehrere Wochen speichern könnten, schlicht zu gross und unerschwinglich. Für die Kurzzeitspeicherung von selbst produziertem Solarstrom leisten sie aber schon in einigen Haushalten gute Dienste. Auch das eigene Elektroauto könnte dereinst zur «Hausbatterie» werden, sobald es zuhause steht (bidirektionales Laden). Zurzeit

- «Power to Gas» speichert überschüssigen Strom, indem durch Hydrolyse Wasserstoff gewonnen wird. Wasserstoff kann mit CO2 zudem noch zu Methan umgewandelt werden.   Das hergestellte Gas lässt sich bei Bedarf in Gaskraftwerken wieder verstromen. Diese Lösung bringt jedoch grosse Energieverluste mit sich: Nach der Rückverstromung hätte man gerade mal 30 bis 40 % der aufgenommenen Energie zurückbekommen.-

Die Position des VSE ist: Speicher sind dann nützlich, wenn sie den effizienten Netzbetrieb unterstützen, zur Netzstabilität beitragen oder die Energiestrategie 2050 umsetzen helfen. Allfällig nötige Regulierung sollte also nicht auf die Wirtschaftlichkeit und damit den Ausbau von Speichern abzielen, sondern auf die Optimierung des Gesamtsystems.

Möchten Sie mehr wissen? Der neue Energieweltenbericht 2019 geht detailliert auf die Themen dezentrale Versorgung und Speicher ein. Sie finden ihn hier.