Warum Energie sparen?

17.10.2023
Die Energieeffizienz hat in den letzten 20 Jahren stetig zugenommen: Ohne sie müsste die Schweiz heute rund 40% mehr Energie produzieren, um ihren Bedarf zu decken.
Gastautor
Cédric Jeanneret
Experte Energiewirtschaft bei SIG und Vorstandsmitglied des Vereins negaWatt
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Die Nachfrage nach Energie kann auf zwei Arten gedeckt werden: zum einen durch die Erhöhung der Produktionskapazitäten oder Importe; zum anderen durch die Senkung des Verbrauchs und die Implementierung effizienterer Technologien. Der klassische Ansatz besteht darin, das Angebot durch die Implementierung von Produktionskapazitäten zu erhöhen. Umgekehrt ist es möglich, durch eine teilweise Senkung der Nachfrage dem Ressourcenverbrauch entgegenzuwirken.

Seit der Ölkrise der 1970er-Jahre wurden weltweit Standards für ein Verbot besonders energiefressender Geräte eingeführt, um drohende Engpässe abzuwenden und die Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern. Ausserdem wurden Subventions- und Steuermassnahmen eingeführt, um die Konkurrenz durch die niedrigen Kosten umweltbelastender Energieträger wie Öl, Gas oder Atomkraft abzufedern, deren «externe Effekte» (Klimaerwärmung, Deckung von Unfallrisiken usw.) nicht in die Verkaufspreise einbezogen werden.

Um Engpässen in den Verteilnetzen entgegenzuwirken und Blackouts zu vermeiden, wurden in Nordamerika im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts Programme zur Steuerung der Energienachfrage (Demand Side Management) entwickelt, die vor allem von den grossen kalifornischen Energieversorgungsunternehmen getragen wurden. Dabei kommen in der Regel drei Arten von Instrumenten zum Einsatz:

  • Vergütung von Energieeinsparungen (pull): finanzielle Anreize zur Beschleunigung der Implementierung von hocheffizienten Technologien, sparsamen Verhaltensweisen oder Optimierungsprozessen.
  • Markttransformationen: Branchenvereinbarungen mit Lieferanten und Importeuren von Geräten, die dem Verbraucher vorgelagert (upstream) sind; die Verkäufer von Geräten oder Technologien beeinflussen den Kunden bei seinen Kaufentscheidungen.
  • Direkte Implementierung (push) effizienter Technologien bei freiwilligen Kunden: Ein Installateur mit Lieferwagen bietet den Restaurants im Quartier an, ihre Beleuchtung innerhalb weniger Stunden zu einem vom Programmträger gesponserten Preis auszutauschen.

Solche Modelle, die ermöglichen, die wirtschaftlichen Interessen der Energieversorger auf die Energieeffizienz auszurichten, wurden in den letzten 40 Jahren in rund 50 Staaten und Gemeinden weltweit eingeführt. Sie erlauben, die gelieferten Energiemengen zu reduzieren, ohne die Margen zu schmälern, indem ein Teil der Erträge von den verkauften Mengen abgekoppelt wird.

In der Schweiz haben mehrere Energieversorger (Lausanne, Biel, Nyon, Yverdon-les-Bains, OIKEN usw.) solche Ansätze entwickelt. Sie konnten dabei von den Erfahrungen der Industriellen Betriebe Genf (SIG) profitieren, die sie beraten haben.

Energieeffizienz: die Erfahrungen mit dem Programm éco21

Die SIG haben 2007 das Programm éco21 ins Leben gerufen, um Unternehmen und Haushalte dazu zu bewegen, ihren Stromverbrauch und zu senken, ohne dabei auf Komfort und Wettbewerbsfähigkeit zu verzichten. Mehr als 15 Energieeffizienz-Aktionspläne wurden für den gesamten Kanton Genf umgesetzt.

Energielieferanten sind in einer guten Position, um Energiesparen voranzutreiben.

Der Erfolg lässt sich sehen: Pro Jahr werden über 250 GWh gespart, das entspricht dem Stromverbrauch von 84’000 Genfer Haushalten! Die Effizienzsteigerungen, die zwischen 0,5% und 1% pro Jahr betragen, machen sich sowohl für die Verbraucher als auch für die Allgemeinheit bezahlt. Das éco21-Team (ca. 30 Fachleute) wird von den SIG mit einem Jahresbudget von rund 15 Mio. CHF ausgestattet. Die Betriebskosten des Programms für die SIG belaufen sich somit auf ca. 4 Rp. pro eingesparter kWh.

Der Einbezug von Fachleuten aus der Branche (Heizungsinstallateure, Elektriker usw.) und das Engagement verschiedener Interessengruppen (Detailhandel, Kanton, Gemeinden, Fachhochschulen, Universität usw.) haben sich als entscheidender Hebel erwiesen, um zu einem «besseren und geringeren Stromverbrauch» zu motivieren. Als Förderinstrument ermöglicht das Programm éco21, die Stromrechnungen von Unternehmen und Haushalten jedes Jahr um mehr als 40 Mio. CHF zu entlasten und gleichzeitig Arbeitsplätze und Geschäftsmöglichkeiten zu schaffen, die der lokalen Wirtschaft nützen. Dank éco21 hebt sich Genf vom Rest des Landes ab: Während der Pro-Kopf-Stromverbrauch seit 2009 in der Schweiz insgesamt um 0,94% pro Jahr gesunken ist, ist er in Genf um ganze 1,44% pro Jahr gesunken.

Würde man diesen Ansatz schweizweit umsetzen, indem man den EVU oder VNB Energiesparziele setzt, wären über einen Zeithorizont von 10 bis 15 Jahren strukturelle Stromeinsparungen von 4 bis 6 TWh möglich: ein willkommener Gewinn, um CO2-freie Mobilitäts- oder Wärmetechnologien zu fördern. Nicht nur in Genf ist die nicht verbrauchte kWh nach wie vor die günstigste − sowohl ökologisch als auch ökonomisch.

Das Anstreben einer maximalen Energieeffizienz ist mittlerweile allgemein anerkannt, doch es wird immer noch zu oft vergessen, sich mit den Ursachen auseinanderzusetzen.

Es scheint klar, dass wir alles tun müssen, um ineffiziente Technologien aus dem Markt zu entfernen. Aber wäre es nicht sinnvoll, die Bedürfnisse zu hinterfragen, die uns dazu bringen, immer mehr Technologien einzusetzen? Die Suffizienz beim Energieverbrauch, der nicht-technologische Aspekt des Energiesparens, erweist sich zunehmend als vielversprechende Ergänzung, ja als notwendige Voraussetzung für den Übergang zu einem kohlenstofffreien und sicheren Energiesystem, im Sommer wie im Winter.

Am Anfang war die Suffizienz

Der französische Begriff für Suffizienz, sobriété, hat einen griechischen Ursprung. Er ist Ausdruck einer Haltung der Mässigung, die Hybris, also Masslosigkeit, verhindern soll. Das griechische Wort sôphrosunè entwickelte sich im Lateinischen zu sobrietas. Im Englischen spricht man heute von sufficiency und im Deutschen auch von Suffizienz, was intuitiv einen Zustand von «genug», «ausreichend», des richtigen Masses widerspiegelt.

Diese Vorstellung von Suffizienz als Voraussetzung für ein glückliches Leben, in dem körperliche, geistige und emotionale Erfüllung charakteristisch ist für einen freien und tugendhaften Bürger, entwickelt sich ab dem 17. Jahrhundert weiter: Nach der industriellen Revolution verbreitet sich das Konzept der Suffizienz nach und nach als Reaktion auf den Wirtschaftsliberalismus, der hauptsächlich auf das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts und die Anhäufung von materiellen Gütern ausgerichtet ist.

Suffizienz, verstanden als bewusster Verzicht auf überflüssigen Konsum, als Ablehnung des opulenten Lebensstils einer Elite, erscheint – seit den 1960er-Jahren und den Veröffentlichungen des Club of Rome – immer mehr als Antwort auf die ökologischen und energiepolitischen Herausforderungen. Autoren wie der verstorbene Pierre Rhabi haben dazu beigetragen, dass die glückliche Suffizienz zu einem kreativen, aktiven und sinnstiftenden Begriff geworden ist.

In Frankreich wurde auf Initiative des Vereins négaWatt wichtige konzeptionelle Arbeit geleistet, insbesondere von der ADEME (Agence de la transition écologique), die die kollektive Dimension der Suffizienzstrategien betont: «Suffizienz bedeutet, unsere Bedürfnisse zu hinterfragen und bei ihrer Erfüllung die Auswirkungen auf die Umwelt zu begrenzen. Sie muss uns dazu bringen, unsere Produktions- und Konsumgewohnheiten und ganz allgemein unsere Lebensweise auf individueller und kollektiver Ebene zu verändern.» (ADEME 2021)

In Zeiten vielfältiger Krisen (Klima, Geopolitik, Gesundheit usw.) ist es erfreulich, dass es innovative Suffizienzlösungen gibt, die sehr wirkungsvoll sein könnten.
Auch wenn das Thema in der Schweiz noch ein wenig tabu ist, haben Pioniere wie die Stadt Zürich im Zuge des Konzepts der «2000-Watt-Gesellschaft» das Potenzial dieses Begriffs erkannt. Der Kanton Genf ist einer der ersten öffentlichen Akteure, der Suffizienzmassnahmen in Planungsinstrumente wie den Energierichtplan integriert hat, der Suffizienz als ersten strategischen Schwerpunkt betrachtet. Der Kanton Waadt hat das Thema kürzlich ebenfalls aufgegriffen und stellt derzeit Fachleute ein, die seine zukünftige Suffizienzpolitik begleiten sollen.

Ein öffentlicher Ansatz zur Suffizienz beim Energieverbrauch zielt darauf ab, die Massnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs zu bündeln, indem die gesamte Energienutzung in allen Sektoren erfasst wird. Es handelt sich also um eine sektorübergreifende Politik mit vielfältigen Aktionshebeln und gezielten Massnahmen entsprechend den verschiedenen Anwendungsgebieten (Wohnen, Dienstleistungen, Industrie, Verkehr, Landwirtschaft usw.).

Diese kollektiven Ansätze zur Suffizienz setzen bei den zwei traditionellen Hebeln Angebot und Nachfrage an: Es geht darum, einerseits das Angebot an Waren und Dienstleistungen zu regulieren, die nicht mit den planetaren Grenzen vereinbar sind, und anderseits Anreiz- und Förderprogramme zu schaffen, die zur Deckung der Energienachfrage beitragen:

  • Die Anreize können finanzieller (Prämien, Preisnachlässe, anreizorientierte Tarife usw.) oder symbolischer Natur sein (öffentliche Anerkennung, Preisverleihung, Gütesiegel); denkbar sind beispielsweise eine Kilometerpauschale für Fahrräder, Partnerschaftsvereinbarungen mit lokalen Unternehmen oder die Einführung eines Grundeinkommens, das an die lokale Währung gekoppelt ist, um Rebound-Effekte zu begrenzen.
  • Es werden auch restriktivere Massnahmen erlassen: Festlegung von Quoten oder gesetzlichen Vorgaben (Verbrauchsobergrenzen pro Quadratmeter Gebäudefläche, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Beschränkung von Flugreisen usw.).
  • Auch Anreize, die ein unbewusstes Handeln erleichtern («Nudging» oder Standardauswahl), sind wirksam und schmerzlos: «Wenn Sie nicht-erneuerbare Energie  verbrauchen wollen, klicken Sie hier»; «Reisen Sie wie die meisten Schweizerinnen und Schweizer nicht mit dem Flugzeug in die Ferien» usw.

In jedem Fall ist eine angemessene Überwachung der Auswirkungen dieser Massnahmen erforderlich, auch um sicherzustellen, dass die gewährten öffentlichen Mittel effizient für den beabsichtigten Zweck eingesetzt werden.

Ob vorgeschrieben oder gewählt, Sparmassnahmen wirken sich stark auf den Energieverbrauch aus.

Suffizienzmassnahmen können nur dann nachhaltig sein, wenn sie von der Bevölkerung akzeptiert und als Mittel zur Verbesserung ihrer Lebensqualität angesehen werden. Philosophen wie Thierry Paquot weisen auf die Unvereinbarkeit von Suffizienz − in diesem Fall von Sparsamkeit − mit Methoden hin, die Massnahmen in diese Richtung vorschreiben: «Suffizienz darf keinesfalls ein Diktat sein, das uns von irgendeiner moralischen Macht im Namen des Glücks für alle aufgezwungen wird! Sie ist keine Strafe! Sie ist auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens das Ergebnis einer gemeinsam diskutierten und akzeptierten Entscheidung.»

Dieser Paradigmenwechsel ist jedoch noch lange nicht vollzogen, da jede Infragestellung eines bestimmten aus dem 19. und 20. Jahrhundert übernommenen Wohlstandsideals auf heftigen Widerstand stösst. Das vielversprechende Konzept der Suffizienz, das von griechischen Denkern beschrieben wurde und genau diese Infragestellung in sich trägt, wird heute noch allzu oft negativ wahrgenommen.

Doch ist in einer Zeit, in der die Lieferketten für Rohstoffe und Energie zunehmend angespannt sind, nicht eine frei gewählte Suffizienz einer aufgezwungenen Suffizienz vorzuziehen? Hoffentlich wird uns das klar, bevor unsere Behörden gezwungen sind, die in den OSTRAL- und KIO-Plänen vorgesehenen Kontingentierungs- und Netzabschaltungsmassnahmen auszulösen, um den drohenden Mangellagen zu begegnen.

Energiesparen: die richtigen Worte … und die richtigen Taten!

Energiesparen ist zwar so alt wie die Energie selbst, aber die Praxis der industriellen Umsetzung von Energiesparmassnahmen entstand erst Ende des 20. Jahrhunderts. Damit wir wissen, wovon die Rede ist, hier ein kleines Glossar mit den 21 Begriffen, die von den Trägern von Energiesparprogrammen am häufigsten verwendet werden.

  1. Additionalität: Um das Prinzip der Additionalität zu erfüllen, muss nachgewiesen werden, dass die durchgeführten Energiesparmassnahmen über ein Referenzszenario (Business as usual) hinausgehen und ohne den Anstoss/die Unterstützung durch eine Massnahme/ein Anreizprogramm nicht umgesetzt würden.
  2. Energieeffizienzmassnahmen (EEM): Optimierungsmassnahmen, die eine Verbesserung der Energieeffizienz und/oder einen suffizienten Umgang mit Energie ermöglichen.
  3. Weisse Zertifikate: Energiesparzertifikate ermöglichen den Nachweis von Energieeinsparungen und können zur Schaffung eines Marktes für Energieeinsparungen beitragen.
  4. Energieleistungsvertrag (EPC): Eine vertragliche Vereinbarung zwischen dem Begünstigten und dem Anbieter einer Energieeffizienzmassnahme, die während der gesamten Vertragslaufzeit überprüft und überwacht wird, wobei alle oder ein Teil der Investitionen (Arbeiten, Lieferungen oder Dienstleistungen) in diese Massnahme auf der Grundlage eines vertraglich vereinbarten Niveaus der Energieeffizienzverbesserung oder eines anderen vereinbarten Energieleistungskriteriums, wie zum Beispiel finanzielle Einsparungen, vergütet werden.
  5. Energieeinsparungen: Die eingesparte Energiemenge, die durch Messung und/oder Schätzung des Verbrauchs vor und nach der Umsetzung einer oder mehrerer Energieeffizienzmassnahmen und bei gleichzeitiger Normalisierung zur Berücksichtigung der den Energieverbrauch negativ beeinflussenden äusseren Bedingungen ermittelt wird. Um Energieeinsparungen zu erzielen, werden drei Handlungsfelder bevorzugt: Suffizienz, Effizienz und erneuerbare Energieflüsse.
  6. Umweltreferent, Umweltbotschafter: Diese Fachleute bieten eine persönliche Beratung vor Ort an, um Energiesparmassnahmen in Haushalten, Quartieren, Dörfern, KMU usw. umzusetzen.
  7. Mitnahmeeffekt: Von Mitnahmeeffekt spricht man, wenn Kunden einen finanziellen Anreiz für Energiesparmassnahmen erhalten, die sie auch ohne diesen umgesetzt hätten. Dieser Effekt wird auch als «Opportunismus-Quote» bezeichnet und liegt bei den meisten Programmen zwischen 10% und 50%.
  8. Übertragungseffekt: Kauf energieeffizienter Geräte oder energiesparendes Verhalten, ohne dafür finanzielle Unterstützung zu erhalten, zum Beispiel inspiriert durch Investitionen oder Verhaltensweisen anderer Teilnehmer eines Programms.
  9. Rebound-Effekt: Verringerung der Energieeinsparungen als Resultat einer höheren Nutzung, die durch eine Verbesserung der Energieeffizienz von Geräten verursacht wird.
  10. Energieeffizienz: Verhältnis zwischen dem Nutzeffekt (Leistung, Dienstleistung, Ware usw.) und der verbrauchten Energie. Energieeffizienzverbesserung: Steigerung der Energieeffizienz durch technische oder wirtschaftliche Änderungen.
  11. Abbröckeln: Die teilweise Aufgabe von Energiespargewohnheiten oder effizienteren Geräten durch einen Teil der Teilnehmer eines Programms. Bezeichnet auch die zeitliche Abnahme der einem Programm zurechenbaren Energieeinsparungen aufgrund von technischen oder gesetzlichen Änderungen.
  12. Energiedienstleistungsunternehmen (ESCO): Eine Organisation, die Energiedienstleistungen und/oder andere Massnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz in den Anlagen oder Räumlichkeiten von Kunden erbringt und bei der Wahrnehmung dieser Aufgabe ein gewisses finanzielles Risiko eingeht. Die Bezahlung der erbrachten Dienstleistungen basiert (ganz oder teilweise) auf der Erreichung von Energieeffizienzverbesserungen und der Erfüllung anderer vereinbarter Leistungskriterien.
  13. Facilitator: Eine natürliche oder juristische Person, die über das nötige Know-how und die Erfahrung verfügt, um in allen Phasen eines Projekts Beratung und Unterstützung zu bieten. Der Facilitator positioniert sich als Vermittler zwischen Endverbrauchern und Lösungsanbietern und ermöglicht so den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses, das Investitionen, Verhaltensänderungen oder die Infragestellung von Lebensgewohnheiten begünstigt.
  14. Energielabel/Energieetikette: Ein Energielabel dient in erster Linie der Orientierung des Verbrauchers. Es gibt ihm bestimmte Informationen über die Energieeffizienz des Produkts, das er kaufen möchte, sowie andere nützliche technische Details. Die beste Energieklasse ist A. Geräte der Klassen F und G gelten dagegen als Energiefresser mit schlechter oder sehr schlechter Energieeffizienz.
  15. Negawatt: Der vom Gründer des Rocky Mountain Institute, Amory Lovins, geprägte Begriff Negawatt veranschaulicht die Energieressource, die durch Energieeinsparungen entsteht. Ersetzt man ein Auto mit Verbrennungsmotor und 160’000 Watt (ca. 220 PS) durch ein Elektroauto mit 80’000 Watt, werden 80’000 Negawatt erzeugt (diese Effizienzsteigerung ermöglicht, zwei Fahrzeuge mit der Energie zu betreiben, die ein einziges verbraucht hat). Beweist man Suffizienz und benutzt statt des Elektrofahrzeugs ein Fahrrad, werden weitere 80’000 Negawatt erzeugt.
  16. Normen: Gesetze und Normen sind ein wichtiges Instrument zur Erzielung von Energieeinsparungen. Beispiele für Normen, die Energieeinsparungen im Bauwesen ermöglichen:
    • SIA 180: Wärme- und Feuchteschutz im Hochbau
    • SIA 380/1 Thermische Energie im Hochbau
    • SIA 380/4 Elektrische Energie im Hochbau
    • SIA 382/1 Lüftungs- und Klimaanlagen – Allgemeine Grundlagen und Anforderungen
    • SIA 382/2 Kühlleistungsbedarf von Gebäuden
    • SIA 384/1 Heizungsanlagen in Gebäuden – Grundlagen und Anforderungen
  17. Aktionsplan: Operativer Anreizplan zur Erzielung von Energieeinsparungen, insbesondere durch die Förderung und Anregung von Interaktionen zwischen Endverbrauchern, Dienstleistern, Materiallieferanten, Ausbildern, Umweltreferenten usw.
  18. Mess- und Kontrollplan: Da Energieeinsparungen einem ausbleibenden Energieverbrauch entsprechen, können sie nicht direkt gemessen werden. Mit einem Mess- und Kontrollplan kann die Entwicklung des Energieverbrauchs analysiert werden, um die erzielten Einsparungen zu ermitteln. Es wird wie folgt vorgegangen (Zur Analyse der Daten werden Berechnungsmethoden verwendet, bei denen die gemessene Grösse (zum Beispiel m3 Gas, kWh Strom) als Funktion einer oder mehrerer Variablen ausgedrückt wird, die im Mess- und Kontrollplan definiert sind (zum Beispiel Anzahl Hotelübernachtungen, Aussentemperatur usw.):
    • Messung des Energieverbrauchs während eines Referenzzeitraums, Analyse der Variablen, die den Energieverbrauch massgeblich beeinflussen, und Bestimmung einer Anpassungsgleichung;
    • Messung des Energieverbrauchs während eines Kontrollzeitraums nach der Umsetzung der Energieeffizienzmassnahmen.
  19. Energiesparprogramm: Ein zusammenhängendes System aus Konzepten, Methoden, Mustervereinbarungen, Schulungsmodulen, Kommunikationsinstrumenten und Aktionsplänen, die zu mess- und überprüfbaren Energieeinsparungen in einem Versorgungsgebiet führen. Energiesparprogramme verfolgen keine kommerziellen Interessen, sondern ermöglichen die Umsetzung öffentlicher Politik (Verringerung der CO2-Emissionen, der Netzüberlastung, der Energieabhängigkeit usw.).
  20. Smart Grids: Intelligente Netze zielen darauf ab, die Stromerzeugung und -verteilung mithilfe von Informationstechnologien zu optimieren, um Energieangebot und -nachfrage ins Gleichgewicht zu bringen. Sie ermöglichen, die Netzsicherheit zu erhöhen, Energieverluste zu reduzieren und Rückmeldungen an die Verbraucher zu geben.
  21. Suffizienz: Ein freiwilliger und/oder organisierter Prozess, bei dem die Nutzung von Energie und Ressourcen hinterfragt und verändert wird, um Lebensqualität zu gewährleisten, ohne die planetaren Grenzen zu überschreiten. Sie ermöglicht die Reduzierung der Treibhausgasemissionen und der Energieabhängigkeit durch eine Veränderung der Lebensweise, der kollektiven Organisationen, der Werte und Vorstellungen.

PerspectivE – Die Branche hat das Wort

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