BLT 2019: Energiewirtschaftliches Update in Schwyz

Rund 200 Geschäftsführer, Betriebsleiter und Führungskräfte aus Schweizer Energieunternehmen folgten der Einladung des VSE nach Brunnen. Referate zu Themen wie Eigenverbrauch und Cybersicherheit stachen an der Betriebsleitertagung 2019 besonders heraus.
25.09.2019

Jeweils Mitte September treffen sich die Teilnehmer der Betriebsleitertagung BLT des VSE im Seehotel Waldstätterhof in Brunnen. Aktuelle Informationen zur Energiebranche und praxisbezogene  Referate bilden das Tagesprogramm des zweitägigen Anlasses. Zu den Höhepunkten gehörten die Vorträge rund um die Transformation des Energiesystems – und damit verbundene, innovative Lösungsansätze.

In Walenstadt etwa handeln 37 Haushalte und ein Altersheim im Projekt «Quartierstrom» seit Anfang Jahr Solarstrom, der innerhalb der Gemeinschaft produziert wurde. Abgewickelt wird dieser lokale Strommarkt über eine Blockchain. Im Juni 2019 konnte die Gemeinschaft ihren Strombedarf zu 47 Prozent selbst decken. Die angeschlossenen Prosumenten verbrauchten 25 bis 40 Prozent ihrer Produktion im eigenen Haushalt, 20 bis 30 Prozent verkauften sie in der Nachbarschaft. Dank «Quartierstrom» lag der Eigenverbrauch der Gemeinschaft als Ganzes 20 bis 30 Prozent höher als beim klassischen Eigenverbrauch der einzelnen Prosumenten. Über ein Webportal können die Kunden Preise für Kauf und Verkauf des Solarstroms einstellen und ihre Handels-, Produktions- und Verbrauchsdaten in Echtzeit verfolgen. 80% der Teilnehmenden tun das auch immer noch aktiv.

Die Herausforderung Cyber Security beleuchtete Rajesh Nair, Senior Experte Cyber Security bei Detecon Schweiz. Die Energiebranche als kritische Infrastruktur werde immer mehr Cyber-Regulatorien erfahren. Digitalisierung, dezentrale Produktion und Energiewende erzwingen bisher nie dagewesene Veränderungen in der Energiewirtschaft. «Die Innovationswetterkarte steht auf ‘Sturm’, alles wird dezentral und smart», so Nair. Konkret entstünden durch Steuersysteme für Smart Cities, Elektroautos als Elemente eines Smart Grids und durch das Internet of Things Steuernetze, die unabhängig von den Energieversorgungsunternehmen operieren. Diese Strukturen sind angreifbar durch Hacker, welche längst organisiert im Darknet wirken. Bösartige Software ist auch für Laien erwerbbar – und lässt sich im Baukastensystem auf den konkreten Anwendungsfall «zuschneidern». Die Energieunternehmen müssten einen steilen Weg zurücklegen, an dessen Ende letztlich die fortlaufende, intelligente Entdeckung solcher Bedrohungen stehe – inklusive automatischer Antwort.

Zum letzten Mal zu Gast war der scheidende ElCom-Präsident Carlo Schmid-Sutter. VSE-Präsident Michael Wider dankte ihm per Videobotschaft für das grosse Engagement und die stets wertvollen Beiträge an den vergangenen Betriebsleitertagungen.