Meinung: Kein Nutzen ohne Vertrauen

«Daten sind das neue Öl» – sicher kennen Sie diesen Spruch. Statt Bohrtürme und Pipelines brauchen wir neu Sensoren, Speicher, Algorithmen, Künstliche Intelligenz und Verschlüsselungsverfahren.
14.12.2018

Eine schöne neue Welt liegt also vor uns. Doch lassen Sie mich den Vergleich weiterspinnen: Auch das «Data Mining» wird global von wenigen Playern beherrscht, die kartellartig organisiert Preis und Bedingungen diktieren. Die «Organisation Datensammelnder Unternehmen ODSU» mit Amazon, Google, Facebook und Co. hat die Opec abgelöst. Gleichzeitig führen die zunehmend intransparenten Datenströme in der Bevölkerung zu einem veränderten Klima mit wachsendem Misstrauen und Unzufriedenheit. In einem Abkommen vereinbaren die Länder deshalb einen Absenkpfad für die Menge gesammelter Daten.

Hirngespinste? Wahrscheinlich. Wir sollten zuerst die Chancen sehen, welche die Nutzung von Daten für unsere Volkswirtschaft, für unsere Gesellschaft, für unser Energiesystem bringt. Wenn Energieversorger Informationen bei ihren Kunden sammeln, ihr Verhalten analysieren, ihren Stromverbrauch messen, dann können sie auf deren Bedürfnisse besser eingehen und ihnen geeignete Produkte anbieten.

Und doch sollte man sich bewusst machen: Der gesellschaftliche Nährboden für die Nutzung von Daten ist: Vertrauen. Die Kunden wollen darauf vertrauen können, dass ihre Daten nicht missbräuchlich verwendet werden. Ist dieses Vertrauen erst einmal erschüttert, so verliert die Datennutzung ihre Legitimität, die Daten werden nicht mehr zur Verfügung gestellt.

Die Datenschutz-Gesetzgebung gibt zwar den rechtlichen Rahmen vor. Dennoch sollten Energieversorger bei allen Projekten zur Datennutzung – ob Pilotversuch oder Roll Out – bewusst prüfen, ob sie ihrer Verantwortung den Kunden gegenüber gerecht werden; und das unabhängig davon, ob auf vielseitigen Vertragsbedingungen Zustimmung erteilt wurde. Neben rechtlichen und technischen Branchenstandards könnte dafür ein einheitlicher «ethischer Branchenstandard zur Datennutzung» nützlich sein. Vielleicht lässt sich damit das eingangs dargestellte Szenario, zumindest aber weitere Regulierungen für unsere Branche verhindern.

 

Michael Paulus
ist Bereichsleiter Technik und Berufsbildung des VSE.