Abwärme von Bell heizt Zeller Schulhäuser

Es ist eine Win-win-win-Situation. Der Geflügelverarbeitungsbetrieb Bell Schweiz AG kann überschüssige Energie verkaufen. Die Gemeinde beheizt ihr Oberstufenzentrum neu mit Abwärme. Und die AEW Energie AG betreibt als Contractor einen innovativen Wärmeverbund. In Zell wurde ein energetisches Leuchtturmprojekt realisiert.
03.08.2023

Das ist eine Medienmitteilung der AEW – die darin publizierten Inhalte geben nicht notwendigerweise die Meinung des VSE wieder.

 

Rund 50 000 Liter Heizöl waren bis anhin nötig, um das Zeller Oberstufenschulhaus, die Doppelturnhalle und den Kindergarten zu beheizen. Neu sorgt ausschliesslich Abwärme aus dem nahen Geflügelverarbeitungsbetrieb Bell Schweiz AG dafür, dass die Kinder und Jugendlichen im Winter warme Schulzimmer haben. Seit einem Jahr ist der innovative Wärmeverbund in Betrieb. Und das Projekt bewährt sich.

Wärme aus Kühlung

2021 nahm die Bell Schweiz AG eine hochmoderne Hochdruckwärmepumpe mit 500 Kilowatt Leistung in Betrieb. Diese nutzt die Abwärme der Kühlanlagen und produziert bis zu 87 Grad heisses Wasser, das für den Schlachtprozess benötigt wird. Während des Produktionsprozesses von vier Uhr früh bis vier Uhr nachmittags ist die Bell auf die gesamte Energieproduktion der Anlage angewiesen. Ist der Schlachtprozess jedoch beendet, braucht der Industriebetrieb nur noch einen Bruchteil davon. Statt die überschüssige Wärme ungenutzt abzuführen, versorgt sie heute das Zeller Oberstufenzentrum mit Wärme. Diese fliesst in Form von Warmwasser von der Heizzentrale der Bell über eine 110 Meter lange Fernleitung – mit Unterquerung der Luther – zum 120 Kubikmeter grossen Wärmespeicher, der neben dem Mehrzweckschulhaus steht. Dieser Speicher reicht aus, um die beiden Schulhäuser, die Martinshalle und den Doppelkindergarten selbst an eiskalten Tagen mit genügend Wärme für Heizung und Warmwasser zu versorgen.
Bauherrin des neuen Wärmeverbunds ist jedoch weder die Bell, noch die Gemeinde Zell, sondern die AEW Energie AG mit Sitz in Aarau. Die AEW betreibt heute bereits 78 Wärme- und Kälteverbunde und übernimmt in Zell die Rolle des Contractors – das heisst, sie hat das Projekt geplant, finanziert, gebaut und wird dieses auch unterhalten. Die Gemeinde bezieht die nachhaltige Energie als Kundin von der AEW.

Lob für innovative Lösung

Dass dieses innovative Projekt zustande kam, war glückliche Fügung. Bereits vor einigen Jahren plante die Bell Schweiz AG den Ersatz ihrer bestehenden Ölheizung, um ihren CO2-Ausstoss zu reduzieren. Fast gleichzeitig stand bei der Gemeinde Zell der Entscheid an, die Gebäude des Oberstufenzentrums energetisch zu sanieren und die 40-jährige Ölheizung zu ersetzen. Und die AEW Energie AG bekundete Interesse, in Zell als Contractor eines möglichen Wärmeverbunds einzusteigen. Bell, Gemeinde und AEW setzten sich gemeinsam an einen Tisch und entwickelten die nun realisierte Lösung, bei der es „nur Gewinner“ gibt, wie es Stephan Wolf, Leiter Organisationseinheit Geflügel der Bell Schweiz AG, ausdrückt. „Wir haben eine nachhaltige Heizungslösung, die AEW kann ihr Business betreiben und die Zeller Schülerinnen und Schüler haben im Winter angenehm warm.“ Auch Gemeinderat Urs Lustenberger freut sich über die innovative Lösung: „Die erste Heizsaison 2022/23 haben wir erfolgreich gemeistert und dabei gesehen, dass das neue System einwandfrei funktioniert.“ Dabei spare die Gemeinde erst noch 50 000 Liter Heizöl. „Die beste Energie ist jene, die man nicht braucht“, ergänzt Marcel Kränzlin, Projektentwickler Wärmegeschäft der AEW Energie AG. Dafür habe die Gemeinde Zell gesorgt, indem sie die Schulgebäude gedämmt habe. „Die zweitbeste Energie ist jene, die man aus Abwärme gewinnt, wie wir es hier in Zell realisiert haben. Solch spannende Projekte machen Sinn.“

Von der Badi

träumen Rund 15 Prozent der von Bell produzierten Energie geht heute via Wärmeverbund an die Gemeinde Zell. Ein kleinerer Teil geht zudem an die Baugenossenschaft an der Luther, welche ihre drei Mehrfamilienhäuser am Akazienweg ebenfalls ans Netz angeschlossen hat. Die Kapazitätsgrenze der Anlage ist damit noch nicht ausgereizt. Und im Sommerhalbjahr, wenn nicht geheizt wird, steht sogar noch mehr Energie zur Verfügung. Sie sinnvoll zu nutzen ist aber nicht einfach, da der Wärmebedarf in der warmen Jahreszeit generell klein ist. Ein geheiztes Freibad wäre eine mögliche Lösung. Doch eine Badi im Dorf bleibt wohl auch in Zukunft ein Wunschtraum der Zeller Kinder und Jugendlichen. (aew)