Bund spricht Axpo eine nachrangige Kreditlinie von bis zu CHF 4 Milliarden

Aufgrund der beispiellosen Verwerfungen an den europäischen Energiemärkten und der unvorhersehbaren weiteren Entwicklung hat der Bund auf Antrag von Axpo eine nachrangige und unbesicherte Kreditlinie von bis zu CHF 4 Milliarden verfügt. Axpo hat bislang keinen Abruf getätigt. Das Unternehmen bereitet sich damit vor, selbst bei einer weiteren Verschärfung der weltweiten Energiekrise seinen Beitrag für die Versorgungssicherheit der Schweiz weiterhin leisten zu können.
06.09.2022

Das ist eine Medienmitteilung von Axpo – die darin publizierten Inhalte geben nicht notwendigerweise die Meinung des VSE wieder.

 

Bereits seit dem 4. Quartal 2021 ereignen sich beispiellose Verwerfungen an den europäischen Energiemärkten. Die Situation hat sich in den letzten Wochen nochmals massiv verschärft. Die Grosshandelspreise für Strom haben sich gegenüber September 2021 mehr als verzehnfacht und die Preisschwankungen haben in den letzten Tagen neue Rekordwerte erreicht. Diese extreme Situation und die unvorhersehbare Entwicklung hat für alle Marktteilnehmer weitreichende Auswirkungen auf die Liquiditätsanforderungen. In vielen Ländern Europas (etwa Deutschland, Frankreich, Finnland, Tschechien, Spanien oder Schweden) haben die Regierungen bereits Massnahmen getroffen, um Energieunternehmen vorübergehend mit ausreichend Liquidität auszustatten oder sie durch andere Unterstützungsmassnahmen zu entlasten.

Bisher kein Abruf der Kreditlinie

Verwaltungsrat und Geschäftsleitung von Axpo haben entschieden, beim Bund am 2. September 2022 einen Antrag auf eine Kreditlinie in Höhe von bis zu CHF 4 Milliarden zu stellen. Der Bundesrat und die Finanzdelegation haben diesem Antrag am 5. September 2022 zugestimmt. Die Kreditlinie gilt als nachrangig zu bestehenden Finanzierungen und bedingt keine Hinterlegung von Sicherheitsleistungen. Damit wird sichergestellt, dass Axpo auch bei einer weiteren Verschärfung der Situation in der Lage ist, die mit den langfristigen Stromlieferverträgen für ihre Kunden verbundenen Sicherheitsleistungen zu decken und weiterhin ihren wichtigen Beitrag zur Schweizer Versorgungssicherheit zu leisten.Bislang hat Axpo diese Kreditlinie nicht in Anspruch genommen. Per 5. September 2022 verfügte Axpo über eine verfügbare Liquidität von mehr als CHF 2 Milliarden.

Konservative Absicherungsstrategie führt zu hohen temporären Sicherheitsleistungen

Axpo und andere europäische Stromunternehmen sichern ihre eigene Produktion jeweils über mehrere Jahre im Voraus ab, was einer international anerkannten und weit verbreiteten Absicherungsstrategie entspricht. Axpo wendet diese in einer konservativen Form an und verkauft den Strom aus ihren Schweizer Kraftwerken mehrere Jahre im Voraus. Dadurch minimiert das Unternehmen sein Preisrisiko. Dasselbe gilt für seine Kunden: Axpo Kunden, etwa Schweizer Verteilnetzbetreiber mit vielen Endkunden, grosse Industriebetriebe oder KMUs, sichern sich durch langfristige Stromlieferverträge eine garantierte Energielieferung zu einem planbaren Preis. Gerade jetzt erhalten die Kunden von Axpo, die sich entsprechend abgesichert haben, vergleichsweise tiefe und stabile Preise und müssen den Strom nicht zu den aktuellen Rekordpreisen einkaufen.

Zum Schutz von Käufern und Verkäufern ist bei langfristigen Stromlieferverträgen die Hinterlegung von Sicherheitsleistungen vorgesehen. Diese fliessen spätestens nach der Erfüllung des Stromliefervertrags, also nach Lieferung der vereinbarten Strommenge, wieder zurück. Die Höhe dieser Sicherheitsleistungen hängt massgeblich vom Preisniveau ab. Steigen die Preise, steigen auch die Sicherheitsleistungen. Diese werden an jedem Handelstag neu berechnet und sind im Normalfall am Folgetag fällig. Der extreme Preisanstieg der letzten Monate und vor allem in den letzten Wochen hat in der gesamten europäischen Energiebranche zu einem massiv gestiegenen Liquiditätsbedarf geführt. In diesem sehr anspruchsvollen Umfeld profitiert Axpo einmal mehr von ihrer breiten Diversifizierung hinsichtlich geografischer Märkte und Geschäftsfelder.

Christoph Brand, CEO von Axpo: «Es ist paradox: Die langfristigen Aussichten von Axpo sind nach wie vor positiv, kurzfristig sind wir aber mit den Herausforderungen dieser historischen Energiekrise konfrontiert. Darum haben wir den unternehmerisch verantwortungsvollen Entscheid gefällt, beim Bund diese zusätzliche Finanzierungsmöglichkeit zu beantragen. Damit wollen wir im aktuellen, von enorm hohen Unsicherheiten geprägten Marktumfeld und im Hinblick auf das Winterhalbjahr sicherstellen, dass das Unternehmen selbst bei weiteren Verwerfungen am Energiemarkt seinen Beitrag an die Schweizer Versorgungssicherheit weiterhin gewährleisten kann.» (axpo)