Energiepreise auf steiler Bergfahrt

Die Preise für Strom sind seit Beginn der (Teil-) Marktöffnung noch nie so hoch. Die Preise für Gas sind an den europäischen Grosshandelspunkten in den letzten Wochen explodiert und – nach historischen Tiefstständen – so hoch wie letztmals 2018.
08.10.2021

Das ist eine Medienmitteilung der Aare Energie (a.en) – die darin publizierten Inhalte geben nicht notwendigerweise die Meinung des VSE wieder.

 

Letztmals waren die Grosshandelspreise für Gas mit rund 100 Euro pro Megawattstunde (= 10 €ct./kWh) im 2018 annähernd so hoch wie derzeit. Damals handelte es sich im Februar und März um einen kurzfristigen, durch eine aussergewöhnliche Kältewelle versursachten Preisschock. Nach darauffolgenden rekordtiefen Preisen im 2020 betrugen die Preise Anfang 2021 20 Euro und sind seitdem kontinuierlich wieder auf über 100 Euro gestiegen. Dies wiederspiegelte sich auch in den Preisen der Aare Energie AG (a.en) für ihre Kundinnen und Kunden: Nach sieben Preissenkungen im 2019 / 2020 folgt nun die fünfte Preiserhöhung en suite im 2021, wobei die beiden letzten Erhöhungen ungewohnt deutlich ausfielen.

Mehrere Gründe wirken kumulativ

Der vergangene Winter war zwar nicht klirrend, aber lange andauernd kalt. Das bedeutet, dass der Nachfüllbedarf der westeuropäischen Gasspeicher nach wie vor hoch ist, und erst gegen Ende des Jahres gedeckt sein wird. In den norwegischen Förderfeldern ist es zu langen Wartungsperioden gekommen, da zahlreiche Revisionen infolge Covid-19 von 2020 auf 2021 verschoben wurden. Gleichzeitig steigt die Nachfrage angesichts einer Wirtschaftsbelebung in vielen Ländern wieder. Insbesondere in Asien wird mehr Gas verbraucht, was zu einem geringeren LNG-Angebot in Europa führ. Die Schiffe mit LNG (verflüssigtem Erdgas) steuern vermehrt Asien an. Die Wind- und Solarstromerzeugung lag 2020/21 insbesondere in Deutschland eher unter den Erwartungen. Gleichzeitig hat sich mit dem schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie und den erhöhten CO2- Kosten die Meritorder (Reihenfolge, wie die Kraftwerke zugeschaltet werden) zugunsten der Gasverstromung verschoben.

Der Gasmarkt ist zurzeit in ganz Europa sehr angespannt und reagiert auf kleine Veränderungen mit grossen Ausschlägen. Die weitere Füllung der Gasspeicher, aber auch Bemühungen auf politischer Ebene lassen zumindest auf eine leichte Reduktion des aktuell enorm hohen Preisniveaus hoffen. Längerfristig, also ab Frühjahr 2022, sollen die Preise wieder tiefer liegen, der Markt erwartet nach dem Winterhalbjahr eine Entspannung. Von den hohen Preisen ist die Schweiz, und auch die a.en als regionale Versorgerin, stark betroffen. Für eine EFH-Heizung macht dies beim derzeitigen Preisniveau schnell gegen 100 Franken pro Monat aus. Unverändert bleiben der Grundpreis und der Biogasanteil von 30 %. Um längerfristig Heizkosten durch geringeren Energieverbrauch einsparen zu können kann sich eine Heizungs- oder Gebäudeberatung (GEAK plus) durch einen Energieberater lohnen. Ende dieses Jahres lanciert die a.en zudem eine Thermorgrafie-Aktion, welche oft Grundlage für eine Beratung oder Gebäudesanierung ist.

Noch weniger Auswirkungen beim Strom

Angetrieben durch die Primärenergien Gas und Kohle hat auch der Strompreis ein neues Rekordhoch erreicht. Die Strom-Terminpreise in der Schweiz liegen derzeit für das Lieferjahr bei deutlich über 15 Rappen / Kilowattstunde. «Das ist mehr als das Doppelte als unser Beschaffungspreis für die Kundinnen und Kunden in der Grundversorgung», teilt die a.en mit. Ermöglicht wurde dies durch eine frühzeitige, gestaffelte Beschaffung. Dadurch erhöhen sich die Strompreise im 2022 gegenüber 2021 für die Oltner Haushaltungen nur um ca. ein Prozent. Im nächsten Jahr wird sich die Situation anders präsentieren, wenn vermehrt auch teure Energie im Beschaffungsportfolio der a.en enthalten ist. Gänzlich anders präsentiert sich die Situation für Gewerbe- und Industriekunden im freien Strommarkt, deren Stromverträge Ende Jahr ablaufen, und die sich jetzt zu hohen Preisen fürs nächste Jahr eindecken müssen. (a.en)