Finanziell schwieriges Geschäftsjahr 2023 für Stadtwerk Winterthur

Stadtwerk Winterthur hat ein schwieriges Geschäftsjahr hinter sich. Bei einem Gesamtumsatz von rund 292 Millionen Franken schliesst Stadtwerk Winterthur das Geschäftsjahr 2023 mit einem negativen Betriebsergebnis ab. Dieses beträgt -21,5 Millionen Franken, nach Abzug der finanziellen Vergütung an die Stadt Winterthur im Umfang von 8,9 Millionen Franken. Grund dafür sind die in den Vorjahren gestiegenen Energieeinkaufspreise, die sich ausgewirkt haben, sowie Sondereffekte, vor allem im Zusammenhang mit einer Beteiligung. Die Rahmenbedingungen verschärfen sich bei den meisten Geschäftsfeldern, was Folgen auf die finanziellen Aussichten für die nächsten Jahre haben wird.
28.05.2024

Das ist eine Medienmitteilung von Stadtwerk Winterthur – die darin publizierten Inhalte geben nicht notwendigerweise die Meinung des VSE wieder.

 

Das Geschäftsjahr 2023 von Stadtwerk Winterthur sieht gegenüber dem Vorjahr einen höheren Umsatz bei gleichzeitig deutlich gestiegenem Aufwand. Das Geschäftsergebnis fällt mit -21,5 Millionen Franken entsprechend negativer aus als im Vorjahr. Gründe dafür sind hohe Energieeinkaufspreise, kombiniert mit witterungsabhängigen und energiepolitischen Absatzeinbussen, Preissteigerungen für Materialien und Fremdleistungen sowie einer markanten Wertberichtigung bei einer Beteiligung. Zusätzlich hat die drohende Energiemangellage den Winter 2022/2023 und somit die ersten Monate des Jahres 2023 stark geprägt, denn auch in Winterthur waren verschiedene Energiesparmassnahmen in Kraft. Das negative Geschäftsergebnis wird aus den eigenen Betriebsreserven getragen.

Immer mehr wirken sich ändernde Rahmenbedingungen wie beispielsweise regulatorische Vorgaben auf das finanzielle Ergebnis aus. Im Geschäftsjahr 2023 haben sich diese Aspekte deutlicher als bisher manifestiert. Sie werden sich in den nächsten Jahren noch verstärken. Energie- und klimapolitische Entwicklungen sowohl auf lokaler als auch auf nationaler Ebene werden die finanziellen Ergebnisse von Stadtwerk Winterthur künftig massgeblich beeinflussen.

Entwicklung der Geschäftstätigkeit im Detail

Verschiedenen Faktoren drückten auf das Ergebnis des Stromgeschäfts. Zum einen schlugen die im Jahr 2022 sehr hohen Einkaufspreise an den Strommärkten im Geschäftsjahr 2023 zu Buche. Stadtwerk Winterthur verfügt nur über eine geringe eigene Stromproduktion und muss jeweils rund 80 Prozent des Strombedarfs einkaufen. Andererseits wirkte sich die aussergewöhnliche Trockenheit der letzten Jahre auf der Alpensüdseite negativ auf die erneuerbare Stromproduktion der Kleinwasserkraftwerke der Beteiligung «Swisspower Renewables» aus, wodurch gemäss dem Vorsichtsprinzip entsprechende Wertberichtigungen auf dieser notwendig wurden. Die Wertberichtigung belastet das Ergebnis im Geschäftsbericht von Stadtwerk Winterthur mit 12,9 Millionen Franken.

Immer stärker macht sich in Winterthur auch der verstärkte Zubau von Fotovoltaikanlagen bemerkbar: Mit der stetigen Zunahme von selbst produziertem und genutztem Strom durch Gebäudeeigentümerschaften verringert sich auch der Strombezug bei Stadtwerk Winterthur und somit die Absatzmenge und die Netzentgelte.

Im Zusammenhang mit einer europaweit drohenden Energiemangellage waren auch in Winterthur Anfang 2023 verschiedene Energiesparmassnahmen in Kraft. Die Einsparanstrengungen seitens Stadtverwaltung, Private und Unternehmen führten zu einem geringeren Energieabsatz und infolgedessen zu Umsatz- und Ergebniseinbussen. Dies betrifft insbesondere das Geschäftsfeld Gas. Die starke Reduktion des Energieabsatzes um 29 Prozent während der Heizsaison ist auf die Substitution von Gas durch Öl und auf einen milden Winter zurückzuführen. Der milde Winter führte dazu, dass die verkauften Energiemengen generell in den Wärmebereichen Gas, Fernwärme und Energie-Contracting zurückgingen.

2023 nahm die Anzahl an Gasheizungen in Winterthur um 7 Prozent ab. Als Folge davon reduziert sich der fossile Energiebedarf – eine klimapolitisch erwünschte Entwicklung, mit finanziellen Konsequenzen auf den Ertrag von Stadtwerk Winterthur. Diese Entwicklung wird sich in den kommenden Jahren weiter verstärken.

Ebenso planmässig schreitet auch der Rollout der intelligenten Stromzähler (Smart Meter) voran. Der aktuelle Stand lag per Ende 2023 bereits bei über 50 Prozent installierter Zähler in Winterthur. Bis zu der vom Gesetzgeber definierten Frist von 2027 wird Stadtwerk Winterthur 100 Prozent erreicht haben und nicht wie vorgeschrieben nur 80 Prozent.

Erfreulich schloss das Geschäftsfeld Telekom ab. Es lässt nun dank kontinuierlich anfallender Erträge die Jahre der hohen Vorinvestitionen nach und nach hinter sich. Positiv entwickelt sich das Geschäftsfeld Energie-Contracting, dessen Geschäftstätigkeit ebenfalls zunächst erhebliche Vorinvestitionen benötigt und folglich erst im Laufe der Zeit in die Gewinnzone kommt, wenn mehr Liegenschaften an die Wärmenetze anschliessen. Die Arbeiten zum Ausbau der Wärmenetze laufen auf Hochtouren. Aktuell baut Stadtwerk Winterthur im Neuwiesenquartier das Wärmenetz aus, gleichzeitig finden zahlreiche Vorbereitungsarbeiten für den geplanten weiteren Ausbau auf Stadtgebiet statt. In diesem Zusammenhang ist das Erneuerungsprojekt in der Kehrichtverwertungsanlage von grosser Bedeutung. Es sieht den Ersatz der Verbrennungslinie 2 sowie ökologische und energetische Verbesserung vor, so dass dereinst aus gleich viel Kehricht mehr Abwärme aus dem Verbrennungsprozess für die Beheizung von Liegenschaften in Winterthur zur Verfügung stehen könnte. Die Entscheidungsgrundlagen für die Finanzierung dieses komplexen Projektes konnten 2023 fertiggestellt werden. Das Stadtparlament hat bereits mit grossem Mehr zugestimmt. Das Winterthurer Stimmvolk wird im Herbst 2024 über den Investitionsbetrag befinden.

Ausblick

In den nächsten Jahren stehen mehrere grosse Infrastrukturprojekte an, die zum Teil bereits in Arbeit sind: z.B. der Umbau und die Ergänzung der Abwasserreinigungsanlage mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe, der Ersatz der Verbrennungslinie 2 in der Kehrichtverwertungsanlage und der Ersatz des grössten Reservoirs Winterthurs (Waldhof). Ausserdem schreitet der Bau der Wärmenetze in Winterthur weiter voran. Die Dekarbonisierung hat die Elektrifizierung von Mobilität und Wärmeversorgung zur Folge, weshalb über die nächsten Jahre auch das Stromnetz den neuen Gegebenheiten angepasst werden muss. Nicht zuletzt erfordern regulatorische und rechtliche Anforderungen verschiedene Investitionen in Informatiklösungen. Dies alles bedeutet für die nächsten Jahre erhebliche Investitionen in Netze, Anlagen und Informatik-Systeme. (stadtwerk.winterthur)