Neues Abfallkraftwerk in Oftringen: Machbarkeitsstudie gibt grünes Licht

Das gemeinsame Projekt der Entsorgung Region Zofingen erzo und der Renergia Zentralschweiz AG zur energetischen Verwertung von Abfall nimmt die erste Hürde: Eine Machbarkeitsstudie belegt die wirtschaftliche und betriebliche Machbarkeit des Vorhabens am Standort Oftringen. Die Gespräche der Partner zum Start eines Vorprojekts im kommenden Jahr wurden aufgenommen.
19.08.2022

Das ist eine Medienmitteilung der erzo – die darin publizierten Inhalte geben nicht notwendigerweise die Meinung des VSE wieder.

 

Abfall ist nicht einfach nur Abfall, sondern eine kostbare Ressource, aus der wertvolle Energie gewonnen werden kann. Um die Energiestrategie 2050+ des Bundes zu unterstützen und zum guten Leben unserer Nachkommen beizutragen, ist es wichtig, Abfall künftig noch effizienter in Wärme und Strom zu verwandeln. 

Lohnende Investition – erzo und Renergia führen Gespräche weiter 

Die bei der Firma Rytec in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie zeigt, dass sich die abgeschätzten Investitionen für ein neues Abfallkraftwerk in Oftringen über eine Laufzeit von 25 Jahren lohnen. Zum einen liegt das an der schlanken Betriebsorganisation sowie einer wirtschaftlich orientierten Geschäftsführung. Zum anderen ist dies auf die Werthaltigkeit von Abfall und Energie zurückzuführen. Deshalb prüfen die Partner erzo und Renergia aktuell, ob sie im Rahmen eines Vorprojekts im kommenden Jahr detaillierte Zahlen zu Grösse und Kapazität des Abfallkraftwerks und der geplanten Investition ermitteln werden. 

Nachhaltige Energieversorgung für das Wiggertal 

Die beiden Geschäftsführer von erzo und Renergia, Friedrich Studer und Ruedi Kummer, sind sich in der Grundhaltung heute schon einig: «Angesichts der herrschenden Energieknappheit und der zunehmenden politischen Bedeutung eigener Energiereserven scheint es uns wichtig, Abfall als wertvolle Ressource klug und nachhaltig für die Versorgung der Gesellschaft zu nutzen.» Konkret kann ein neues Abfallkraftwerk am Standort Oftringen die Bürgerinnen und Bürger sowie die Unternehmen der Wiggertaler Gemeinden mit Strom und Wärme aus der und für die Region versorgen. Das Abfallkraftwerk hat das Potenzial, einen wichtigen Beitrag zur künftigen regionalen Energieversorgungssicherheit zu leisten.  

Idealer Standort – sorgfältige Planung zentral 

Das Projekt wird an einem idealen Standort im Herzen der Schweiz in Oftringen geplant, was interessante Möglichkeiten für Synergien und Kooperationen mit regionalen Firmen und Organisationen eröffnet.  

Eine wichtige Frage dabei ist die Verkehrssituation rund um den Standort der erzo. Das aktuelle Verkehrsaufkommen ist heute von vielen kleinen Anlieferungen geprägt. Das Betriebskonzept des neuen Abfallkraftwerks soll so weit wie möglich auf Gross-Anlieferungen ausgelegt werden. Zudem können die Hauptverkehrszeiten durch verlängerte und dynamische Öffnungszeiten, gepaart mit einer automatisierten Anlieferung, entlastet werden. Ein entsprechendes Verkehrs- und Logistikkonzept soll in enger Absprache mit den umliegenden Gemeinden erarbeitet werden. 

KVA Oftringen zu über 100% ausgelastet  

Für die Projektierung eines neuen Abfallkraftwerks ist die genaue Betrachtung der Abfallmengen zentral. Die Gesamtmenge an Abfall in der Schweiz ist in den letzten Jahren kontinuierlich mit der Bevölkerung und dem Bruttoinlandprodukt gewachsen, trotz des Rückgangs der Abfallmenge pro Kopf. 2021 waren die Schweizer KVA zu 102% ausgelastet. Auch die bestehende KVA Oftringen hat seit rund vier Jahren bei der Abfallverbrennung eine Nominalleistung von über 100%. Unter Berücksichtigung einer angestrebten Kapazitätsreserve von 10% fehlen in der Schweiz bereits heute rund 400'000 Jahrestonnen an Verbrennungskapazität. Die Machbarkeitsstudie beschreibt die Herkunft, Art und Verfügbarkeit von Abfällen vertieft und detailliert. Dabei deutet die Prognose der Abfallmengen für 2035 darauf hin, dass in der Region Nordwestschweiz mittelfristig Verbrennungskapazitäten im Umfang einer mittelgrossen KVA fehlen. Das neue Abfallkraftwerk kann somit einen wichtigen Beitrag zur Entsorgungssicherheit in der Zentral- und Nordwestschweiz liefern. 

Gemeinsame Trägerschaft in Planung 

Die positiven Ergebnisse der Machbarkeitsstudie erlauben es dem Vorstand der erzo und dem Verwaltungsrat von Renergia die geplante Zusammenarbeit weiterführend zu diskutieren. In den kommenden Monaten wird die Ausgestaltung der Trägerschaft im Zentrum der gemeinsamen Diskussionen stehen. Beide Parteien freuen sich nach der bisher sehr guten und zielführenden Zusammenarbeit auf die anstehenden Projekte. 

Das Abfallkraftwerk ist das Herzstück des von erzo lancierten Gesamtprojekts «enphor». enphor steht für die Begriffe Energie, Phosphor und Recycling. Ein mögliches neues Abfallkraftwerk bringt Synergien zum regionalen Klärschlamm-Kompetenzzentrum, das am Standort der erzo entwickelt werden soll. erzo prüft mit der Firma Holcim mehrere Varianten zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm sowie die Produktion eines Dünger-Ausgangsstoffs. Diese Anlage benötigt Energie, die idealerweise aus der Verwertung von Abfall gewonnen werden kann. Ein weiteres, mit enphor verknüpftes Projekt planen die regionalen Energieversorger tba energie ag Aarburg, EW Oftringen AG, EW Rothrist AG und StWZ Energie AG. Im unteren Wiggertal besteht ein grosses Absatzpotenzial für Fernwärme sowie eine hohe Nachfrage nach elektrischer Energie. Die im Juni 2022 veröffentlichten Resultate einer Studie bestätigen die Machbarkeit einer Fernwärmeversorgung im unteren Wiggertal mit Wärme aus dem neuen Abfallkraftwerk. 

Mit dem Gesamtprojekt enphor von erzo gestalten die Wiggertaler Gemeinden die Zukunft und legen einen sozialen, ökologischen und ökonomischen Grundstein zur nachhaltigen Weiterentwicklung der Region. Die Projekte eröffnen die Chance, das grösste halböffentliche Vorhaben in der Region zu verwirklichen und so aktiv ein Zukunftsvorhaben mit hohem Mehrwert zu gestalten. enphor soll zum Impulsgeber für die ganze Region werden. (erzo)