Personalentwicklung und langfristiger Kompetenzerhalt im Nuklearbereich sind internationale Herausforderungen

Der Wettbewerb im Arbeitsmarkt und der Fachkräftemangel sind auch im Bereich der nuklearen Aufsicht eine Herausforderung. An der International Conference on Nuclear Knowledge Management and Human Resources Development (IAEA) diskutierten die Aufsichtsbehörden mögliche Lösungswege.
15.07.2024

Das ist eine Medienmitteilung des ENSI – die darin publizierten Inhalte geben nicht notwendigerweise die Meinung des VSE wieder.

 

Zahlreiche Aufsichtsbehörden nahmen vom 1. bis 5. Juli in Wien an der Fachkonferenz teil. Ziel der Veranstaltung war es, einen Überblick über die weltweiten Entwicklungen im Wissensmanagement und in der Personalentwicklung im Nuklearbereich zu erhalten. An der praxisorientierten Tagung ging es darum, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern konkrete Instrumente an die Hand zu geben. Die Aufsichtsbehörden können diese auf organisatorischer, nationaler und internationaler Ebene anwenden, um ihre Personalressourcen im Bereich der nuklearen Sicherheit und Sicherung weiterzuentwickeln und zu erhalten. Dabei wurden auch die neusten technologischen Entwicklungen, beispielsweise künstliche Intelligenz und Übersetzungstools, vorgestellt.

«Als Aufsichtsbehörde hat das ENSI grosses Interesse daran, dass es ausreichendes und gut qualifiziertes Personal bei den Beaufsichtigten und natürlich in der Aufsicht gibt», sagt Marc Kenzelmann, Direktor des ENSI. «Kompetenzerhalt und -entwicklung sind unabdingbar für die Sicherheit der Kernanlagen und für unser oberstes Ziel, Mensch und Umwelt vor der Gefährdung der Radioaktivität zu schützen.»

Wichtige Massnahmen umgesetzt

«Auch wir im ENSI spüren den Generationenwechsel. Der Wettbewerb im Arbeitsmarkt und der Fachkräftemangel verstärken dieses Phänomen zusätzlich», meint Tamara Garny, Geschäftsleitungsmitglied beim ENSI und Leiterin des Bereichs Ressourcen. Der Fachkräftemangel betrifft vor allem die STEM-Disziplinen (Akronym für «science», «technology», «engineering» und «mathematics»).

«Die Tagung hat gezeigt, dass das wir auf dem richtigen Weg sind, indem wir zum Beispiel Tandemstellen eingeführt haben, um den Wissenstransfer zu gewährleisten. In der Personalentwicklung legen wir den Fokus sowohl auf die technischen und aufsichtsrechtlichen Themen als auch auf Leadership- und Social-Skills. Für uns ist es wichtig, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, der langfristige Perspektiven und entsprechende Rahmenbedingungen bietet. Wir begrüssen, dass bei der Konferenz Frauen auch in Bezug auf technische Berufe und die Attraktivität des nuklearen Sektors für junge Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger thematisiert worden sind.» (ensi)

Kompetenzerhalt: Schwerpunkt des ENSI-Rates und Empfehlung einer IAEA-Mission

Da die Schweizer Kernkraftwerke nach wie vor einen wichtigen Teil zur Energieversorgung beitragen, rückt der sichere Langzeitbetrieb zunehmend in den Mittelpunkt der Aufsichtstätigkeit des ENSI. In seinem Leistungsauftrag definierte das Aufsichtsorgan des ENSI, der ENSI-Rat, den Kompetenzerhalt in der Kernenergiebranche als Strategieschwerpunkt für die Periode 2024 bis 2027.

Der ENSI-Rat und die ENSI-Geschäftsleitung sollen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Werkzeuge zur Verfügung stellen, die sicherstellen, dass es über ausreichendes und gut qualifiziertes Personal verfügt. Dazu zählt eine zeitgemässe sowie vorausschauende Personalpolitik. Das ENSI stellt den Erhalt seiner Kompetenzen langfristig sicher und fördert die Entwicklung, Motivation und Flexibilität seiner Mitarbeitenden zur Übernahme von neuen Aufgaben. Das ENSI achtet auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Gleichstellung der Geschlechter und die Vielfalt im Betrieb.

Das Expertenteam der IAEA hat dieses strategische Ziel während des Integrated Regulatory Review Service (IRRS) vom Oktober 2021 in der Schweiz als zielführend eingestuft. Die Schweizer Regierung solle den Bedarf an Fachwissen evaluieren und Massnahmen ergreifen, um die Sicherheit der in Betrieb befindlichen Kernanlagen, der Kernanlagen in Stilllegung und der Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle zu gewährleisten. Das ENSI plant aktuell die Umsetzung der Empfehlung der IAEA in seinem «Aktionsplan zur Umsetzung der IRRS-Empfehlungen aus 2021» gemeinsam mit den involvierten Stellen.