Überdurchschnittliche Produktion und beträchtliche Zuflüsse

Die Kraftwerke Oberhasli AG (KWO) hat auch im Jahr 2023 zuverlässig und flexibel in ihren 13 Wasserkraftwerken nachhaltig Strom aus erneuerbaren Energien produziert. Im vergangenen Geschäftsjahr lieferte die KWO rund 2′280 GWh Strom an ihre Aktionäre. Das ist rund 5,5 % mehr als im langjährigen Mittel. Obwohl der Sommer trocken war, waren die Zuflüsse Anfang und Ende des Jahres überdurchschnittlich hoch. Dank ihrer flexiblen und kurzfristig verfügbaren Maschinen hat die KWO wiederum zur Stabilisierung des Stromnetzes beigetragen. Im vergangenen Geschäftsjahr investierte die KWO rund CHF 58 Mio. in ihre Kraftwerksanlagen im Grimsel- und Sustengebiet. Ende Dezember 2023 reichten zwei Umweltschutzverbände Beschwerde gegen die Konzession für das Ausbauvorhaben an der Trift ein. Die KWO rechnet daher mit einer Verzögerung des Bewilligungsprozesses von mindestens zwei Jahren. Der Bau der Ersatzstaumauer Spitallamm an der Grimsel schreitet indes wie vorgesehen voran. Ende der Bausaison war die neue Mauer zu rund 90 % fertig gebaut.
14.06.2024

Das ist eine Medienmitteilung der KWO – die darin publizierten Inhalte geben nicht notwendigerweise die Meinung des VSE wieder.


 

Bei der Jahresproduktion verzeichnete die KWO ein überdurchschnittliches Jahr. Die Produktion betrug 2‹281,2 GWh und lag damit rund 5,5 % über dem letztjährigen Wert von 2‹161 GWh. Auch die Zuflüsse waren Anfang und Ende 2023 überdurchschnittlich hoch. Insgesamt flossen den Stauanlagen der KWO 438 Mio. m3 Wasser zu. Das ist rund 3 % mehr als im Durchschnitt über 10 Jahre. Auch in den Monaten mit wenig Niederschlägen floss viel Wasser in die Stauseen, dies aufgrund der warmen Temperaturen und der dadurch intensiveren Gletscherschmelze. Ende des Jahres betrug der Füllstand in den vier Stauanlagen Oberaar, Grimsel, Gelmer und Räterichsboden insgesamt 120,8 Mio. m3 respektive 63 %. Die mittleren Produktionskosten betrugen im Jahr 2023 6,18 Rp./kWh, das sind 0,73 Rp. mehr als im Vorjahr. Grund für diesen Anstieg sind hauptsächlich die höheren Kosten für die Eigenbedarfsenergie. Der Gesamtumsatz belief sich im Geschäftsjahr 2023 auf CHF 173,3 Mio. Das sind 21 % mehr als 2022. Der Jahresgewinn beläuft sich wie im Vorjahr auf CHF 7,07 Mio. Die Bilanzsumme beträgt neu CHF 822 Mio., das sind CHF 25 Mio. mehr als 2022. Die KWO beschäftigte im Berichtsjahr 417 Mitarbeitende und gehört zu den drei grössten Arbeitgebern in der Region Haslital. 18 Lernende in 8 verschiedenen Berufen durchliefen vergangenes Jahr einen Teil ihrer Berufsausbildung bei der KWO. 

Investitionen in den Unterhalt der Kraftwerksanlagen

Die KWO feiert nächstes Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Einige der Anlagen (Grimsel, Handeck, Gelmer) stammen aus der Pionierzeit, später kamen mit dem Ausbau der bestehenden Anlagen, etwa an der Oberaar oder in Innertkirchen, neue Technologien, Bauten und Maschinen hinzu. All diese Einrichtungen aus unterschiedlichen Jahrzehnten müssen periodisch sorgfältig überprüft und, wenn nötig, revidiert oder ersetzt werden. Hierfür ist viel Fachwissen von Spezialisten notwendig. Auch 2023 hat die KWO wiederum Instandhaltungsarbeiten an ihren Anlagen vorgenommen und CHF 58,09 Mio. investiert. Wie bereits im vergangenen Jahr ging auch 2023 die erweiterten Generalrevision verschiedener Anlagekomponenten im Kraftwerk Hopflauenen im Gadmental weiter. Weiter wurde während der Sommermonate im Pumpspeicherkraftwerk Grimsel 2 mit der Maschine 1 die erste Maschine einer Generalrevision unterzogen. Sie war seit zwölf Jahren im Einsatz. Die Revision nahm lediglich 21 Wochen in Anspruch. Das Ziel war, störungsanfällige Systeme zu verbessern und dadurch die Zuverlässigkeit dieser wichtigen Maschine zu erhöhen. An den weiteren drei Maschinen im Kraftwerk Grimsel 2 werden in den Folgejahren ebenfalls Generalrevisionen durchgeführt werden.  

Staumauer Spitallamm fast fertig 

Seit 2019 ersetzt die KWO eine der beiden Staumauern, welche den Grimselsee stauen, durch einen Neubau, da die alte Mauer sanierungsbedürftig ist. Die Bauarbeiten schritten auch 2023 planmässig voran. Bis Ende Bausaison wurden insgesamt 193’000 m3 Beton verbaut. Die Mauer ist nun bereits zu 90 % fertiggestellt. Wichtige Arbeiten im Berichtsjahr waren – nebst dem eigentlichen Mauerbau – die Montage der Stahlpanzerungen für den Zwischenauslass und den Grundablass, sowie die Felsinjektionen am Grund der Mauer, um die Mauer gegen unten abzudichten. Rund 100 Arbeiter:innen arbeiteten jeweils auf der Baustelle, rund 80’000 m3 Beton wurden 2023 einbracht.  

KWO jetzt auch mit Solarstrom 

Ende Sommer 2023 haben die Arbeiten für die Montage der beiden hochalpinen Photovoltaikanlagen auf der Wasserseite der Staumauern Oberaar und Räterichsboden begonnen. Im Spätherbst konnten die beiden Anlagen in Betrieb genommen werden. Die Leistung der Anlage Oberaar beträgt 333 kWp, jene an der Staumauer Räterichsboden 250 kWp. Die beiden Anlagen liefern pro Jahr rund 600 MWh Energie, wovon rund 45 % im Winter erzeugt wird. Anders als beim Strom aus Wasserkraft sind nicht die KWO-Aktionäre BKW Energie AG, Industrielle Werke Basel, Energie Wasser Bern und die Stadt Zürich die Abnehmer, sondern der Migros Genossenschaftsbund. Mit ihm hat die KWO ein sogenanntes «Power Purchase Agreement» (PPA), eine Stromkaufvereinbarung, abgeschlossen. 

Grosswasserkraft wichtig für das Schweizer Stromnetz 

Der Grosse Rat des Kantons Bern hat am 8. Juni 2023 die Anpassung und Ergänzung der Gesamtkonzession der KWO beschlossen – mit 139 zu drei Stimmen. Ende Dezember reichten die beiden Umweltorganisationen Aqua Viva und Grimselverein Beschwerde gegen den Konzessionsbeschluss ein. Die Organisationen möchten die Nutzung des Gebiets für die Wasserkraft verhindern und unter anderem die Interessen der Biodiversität höher gewichten. Die KWO rechnet mit einer Verzögerung des Projekts von mindestens zwei Jahren. Für die KWO hat der Ausbau der Trift Priorität, da sie im Gadmental bisher keine Speichermöglichkeiten hat und das Projekt «Neubau Speichersee und Kraftwerk Trift» jenes ist, das im gesamten Bewilligungsprozess am weitesten fortgeschritten ist. Beim Projekt Vergrösserung Grimselsee liefen 2023 die intensiven und aufwändigen Arbeiten für eine erneute Einreichung des Konzessionsgesuches beim kantonalen Amt für Wasser und Abfall (AWA). Hierfür startete die KWO mit den Umweltverbänden und weiteren Stakeholdern den sogenannten «Grimsel-Dialog». An zahlreichen Sitzungen wurden die Auswirkungen des Projekts auf die Umwelt erörtert und vorgesehene Ersatz– und Ausgleichsmassnahmen diskutiert und bewertet. 

Ausbauvorhaben Trift wegen Beschwerden blockiert

Im Berichtsjahr hat die KWO wiederum zur Stabilisierung des Stromnetzes beigetragen, dies, weil deren Maschinen flexibel und kurzfristig verfügbar sind und dann Strom produzieren können, wenn es nötig ist. Die von den Kraftwerksbetreibern angebotenen und von Swissgrid abgerufenen Systemdienstleistungen sind die Grundlage für ein stabiles Übertragungsnetz. Aufgrund der geografisch günstigen Lage im Netz und der hohen Flexibilität unserer Anlagen, ist die KWO ein wichtiger Erbringer dieser Dienstleistungen. Für die Frequenzstabilität ist die Vorhaltung von Regelleistung und die bedarfsgerechte Lieferung von Regelenergie erforderlich. Hinsichtlich der Primärregelleistung lieferte die KWO 2023 in etwa die gleiche Menge wie 2022, die Lieferungen von Sekundär- und Tertiärregelenergie hingegen war deutlich höher. Mit dem immer verfügbaren, äusserst flexiblen Maschinenpark und dem kompetenten Personal, ist die KWO jederzeit in der Lage die Anforderungen der Netzbetreibergesellschaft Swissgrid zu erfüllen. Aufgrund der sinkenden verfügbaren steuerbaren Produktion in Europa werden Speicherkraftwerke mit viel Speicherwasser oder Pumpspeicherkraftwerke im Winter die Hauptlast für die Netzstabilisierung tragen.

Zu den Systemdienstleistungen zählt auch die Lieferung von Blindleistung. Diese wird für die Spannungshaltung im Übertragungsnetz benötigt. 2023 lieferte die KWO wiederum mehr Blindleistung, nämlich 2292 GVarh, als Wirkleistung. Das entspricht einer Zunahme von 31,5 % gegenüber dem Vorjahr. Der steigende Bedarf resultiert aus der zunehmenden Belastung des Übertragungsnetzes, dem Ausbau der PV-Kapazitäten und der Verkabelung von Abschnitten des Höchstspannungsnetzes. Die maximal erreichte Tagesenergieabgabe betrug 16,9 GWh, was 1,9 GWh unter dem letztjährigen Rekordwert liegt.

Grimsel HydroInvestitionen in die KWO-Infrastruktur 

Das Technologiezentrum Grimsel Hydro kann auf eine erfolgreiche Entwicklung im vergangenen Jahr zurückblicken. Das operative Geschäft war geprägt von Investitionen in ein neues, grosses Bearbeitungszentrum sowie den Start des Neubaus einer Korrosionsschutzhalle, welche die 50-jährige, alte Malerei ersetzt. Bei den Aufträgen zeigt sich, dass die Vorbereitungszeit sowie die geforderten Durchlaufzeiten deutlich kürzer werden.  

Werkstatt und Mitarbeitende von Grimsel Hydro waren 2023 stark mit den Instandhaltungsprojekten der KWO ausgelastet. Entsprechend standen weniger Ressourcen für externe Geschäfte zur Verfügung. Der externe Umsatz lag bei CHF 5,2 Mio. Erfreulich zeigt sich die Entwicklung des Deckungsbeitrages. Dieser beträgt CHF 515’000 und liegt 16 % über dem budgetierten Betrag. Die Massnahmen für eine effizientere Projektabwicklung, welche in den vergangenen Jahren getroffen wurden, greifen demnach.  

Grimselwelt – ein Erfolgsmodell 

Im Sommer und Herbst war das Wetter in der Grimselwelt lange sonnig und warm. Die Frequenzen übertrafen auf praktisch jeder Bahn die Vorjahreswerte. Die Reichenbachfall- und die Gelmerbahn erzielten sogar neue Rekorde bei den Passagierzahlen. Auch die Oberaarbahn verzeichnet zunehmend mehr Besuche. Mit der ganzen Debatte um die Stromproduktion in der Schweiz und die Energieversorgung ist auch das Interesse an den Kraftwerksführung der KWO 2023 wiederum gestiegen. Die Führung, die mittlerweile die grösste Nachfrage generiert, ist der Baustellenrundgang Spitallamm. Teilweise waren die Kapazitäten ausgeschöpft.  

Die Grimselhotels erweisen sich in der Kombination von Natur und Industrie als einzigartig. Insgesamt steigerten die Hotels den Umsatz und erzielten 2023 ein Rekordergebnis. Die Logiernächte im Historischen Alpinhotel Grimsel Hospiz und im Hotel und Naturressort Handeck waren stabil hoch und die Gäste mit den verschiedenen Angeboten sehr zufrieden. Neu tragen die Grimselhotels das Label «Green Living». Diese Betriebe haben zum Ziel, Ressourcen möglichst schonend und richtig einzusetzen. Hotellerie Suisse arbeitet dafür mit bestehenden Labels und Zertifikaten.  (grimselstrom)